Schwarze Tusche



Sumi
 heißt übersetzt schwarze Tusche und e bedeutet sowohl Weg als auch Malerei. Die Tuschmalerei des freien Stils besteht meist aus kraftvollen, jagenden, schnell hingeworfenen Strichen. In ihr drückt sich der Zen-Glaube aus, dass Erleuchtung mit der Geschwindigkeit eines Blitzes kommen kann. Was angedeutet und weggelassen wird, ist oft wichtiger und ausdrucksvoller als das Gemalte. Die Sparsamkeit der Mittel, das Zurückführen auf das Wesentliche ist das Herz der Sumi-e Malerei.

„Große Vollendung muss wie unzulänglich erscheinen,
so wird sie unendlich in ihrer Wirkung.
Große Fülle muss wie leer erscheinen,
so wird sie unerschöpflich in ihrer Wirkung.“
Tao-Te-king

Sumi-e Katze

Sumi-e Katze

Der Zen-Buddhismus beeinflusste, im 12. Jahrhundert aus China kommend, Leben und Kultur in Japan. Nicht nur Samurais, sondern auch Künstler und Gelehrte wurden entscheidend vom Zen geprägt. Berühmte Zenbuddhisten wie Josetsu, Shubun, Sesshu, Miyamoto Musashi und Hakuin waren Meister der Tuschmalerei. Die frühen Zen-Maler, die dem Taoismus nahe standen, stellten in der Sumi-e-Malerei ihr mystisches Weltbild dar.

In der gesellschaftlichen Entwicklung Japans, in den Kämpfen der Kaiser und Gegenkaiser um die Macht, wurden die Zen-Klöster oft zu wichtigen kulturellen Zentren. Sie bewahrten das Überlieferte und entwickelten es weiter im Sinne ihres spirituellen Denkens.

So blieb uns Sumi-e, diese hohe Kunst, erhalten und nicht zuletzt hat der moderne Minimalismus westlicher Ausprägung seine Wurzeln auch in der japanischen Kunst und Kultur.

Die japanische Tuschmalerei ist die im Tun sehr eindringlich zu erlebende Form der Konzentration auf das Wesentliche in der Leere eines weißen Blattes. Beim „Weg der schwarzen Tusche“ handelt es sich nicht um Malerei im Sinn des Wortes, sondern eher um eine „Skizze in Schwarz und Weiß“. In der Sumi-e-Zeichnung wird nur mit den wichtigsten Linien die Idee eines Objektes dargestellt. Der „Tanzende Pinsel“ führt jeden Strich schnell und sparsam aus. Kein Zögern, keine Änderung, keine Verbesserung – einmal ausgeführt, entzieht sich das Resultat jeder Manipulation. Das Bild ist.

Motive sind bevorzugt Objekte aus der Natur. Die beim Malen entstehenden Linien zeigen fast unendliche Variationen. Es gibt keine Perspektive.

Sumi-e ist keine realistische, sondern eine subjektive Kunst. Der Maler versucht, durch Identifikation mit dem Objekt den geistigen Inhalt des Letzteren darzustellen. Jeder Pinselstrich folgt dem Pulsschlag der lebendigen Natur. Wenn Logik oder Überlegungen sich zwischen Pinsel und Papier schieben, verliert sich der Effekt. Jeder Pinselstrich besitzt seine eigene Individualität.

Ein Sumi- e Bild will nichts Besonderes darstellen, es existiert einfach.